Anikas Welt in Wort & Bild

Kategorie: Reisen

Eine Reise nach Bologna

Nach unzähligen Neapel-Aufenthalten stand für mich Anfang des Jahres fest: Ich möchte meine Komfortzone verlassen und etwas Neues in Italien entdecken. Dass die Wahl auf Bologna fiel, war schließlich Lucio Corsis Schuld. Von allen Konzertdaten, die er diesen Sommer geplant hatte, war Bologna für mich das am besten erreichbare Ziel: Mit dem Zug von Leipzig nach München und von dort bis zur Endstation, la stazione di Bolo wie Lucio sagen würde.

Portici in der Via Farini

Bologna zeichnet sich durch endlose, oft aufwändig gestaltete Bogengänge aus, die Portici, die der Stadt ihren unverwechselbaren Charakter verleihen. Am besten lernt man die Stadt auf ziellosen Streifzügen durch das historische Zentrum kennen.

Portici in der Strada Maggiore

Die Bogengänge haben allerlei Geschichten zu erzählen, die windige Studierende an die Säulen gekritzelt haben. Bologna beherbergt die älteste Universität Europas, gegründet im Jahre 1088, und die Studierendenschaft prägt die Stadt sichtbar.

Via Zamboni

Um das Schöne mit dem Praktischen zu verbinden, habe ich zwei Wochen lang jeden Vormittag einen Sprachkurs besucht. Meine täglichen 30 Minuten Fußweg bis zur Sprachschule führten mich über die Via Zamboni, die von den Fakultäten der Universität gesäumt ist, unter eleganten Portici gelegen.

Piazza Maggiore

Ich habe einige Tage gebraucht, um ein Gefühl für die Stadt zu bekommen. Geholfen haben mir die Unternehmungen, die wir von der Sprachschule aus gemacht haben, besonders der Besuch im Rathaus mit imposantem Blick auf die Piazza Maggiore und der Rundgang in der berühmten Biblioteca Salaborsa, die ein architektonisches Juwel ist, haben mir gefallen.

Biblioteca Salaborsa

Auch die Biblioteca dell’Archigennasio steht Salaborsa in nichts nach und beeindruckt durch aufwändige Plastiken sowie Wand- und Deckenmalereien.

Biblioteca dell’Archiginnasio

Neben der Piazza Maggiore ist eine der schönsten Ecken der Altstadt die Piazza Santo Stefano mit ihrer besonderen dreieckigen Form und der gleichnamigen Basilika.

Piazza Santo Stefano und Basilica Santo Stefano

Und nicht fehlen durfte der Blick auf den Canale di Reno – ein beliebtes Fotomotiv, das darüber hinwegtäuscht, dass Bologna, einst Stadt eines verzweigten Kanalsystems, mittlerweile nur noch über zwei Kanäle verfügt, die noch nicht geschlossen wurden.

Finestrella di Via Piella, Canale di Reno

Ein lohnenswerter Ausflug sind die Portici di San Luca, der längste Bogengang der Welt, dessen Aufstieg zur Kirche Santuario della Madonna di San Luca führt.

Portici di San Luca

Auch für sportlich Ungeübte ist der Pilgerweg gut schaffbar und bietet eine tolle Sicht auf die Stadt. San Luca war, wahrscheinlich wenig überraschend, meine Lieblingsattraktion in Bologna.

Santuario della Madonna di San Luca und Blick auf Bolognas Hügel

Bologna ist für Mortadella, Tortellini und Tortolloni, Tagliatelle al ragù und jede Menge schwer Verdauliches bekannt, das für mich als überwiegend pflanzenbasierte Vegetarierin nicht in Frage kam. Gleichzeitig ist die Stadt progressiv und bietet allerlei vegetarische, vegane und biologisch-regionale Alternativen, wenn man bereit ist, nach ihnen zu suchen. Getestet habe ich das Botanica Lab, ganz in der Nähe der Piazza Maggiore, sowie das Bistrot Zem, in dem ich die vegane Variante der im Original mit Fleisch gefüllten Tortellini probieren konnte. Ein unerwartetes Highlight war die Crostata mit Erdbeerfüllung.

Tortellini und Crostata

Mein Sprachkurs hat leider gemischte Gefühle ausgelöst. In der ersten Woche gab es keine Gruppe für mein Sprachlevel und ich fühlte mich in meiner B2-Gruppe, die zeitweise aus 10 Personen unterschiedlichster Niveaus bestand, unterfordert. Zweifel kamen auf, ob es sich auf einem höheren Niveau überhaupt lohnt, eine Sprachschule zu besuchen. In der zweiten Woche kam glücklicherweise eine Gruppe für das C1-Level zustande. In jedem Fall bin ich nun dafür sensibilisiert, im Vorfeld eine genauere Einschätzung meines Levels einzufordern, anstatt mich zu wohlwollend auf die Kompetenzen der Sprachschule(n) zu verlassen.

Via dell’Inferno, der Weg der Hölle

Dass ich mir die Stadt nur langsam erschlossen habe, lag auch an der unglaublichen Hitze, die seit meiner Ankunft herrschte. Kaum ein Tag unter 30 und eine Nacht unter 25 Grad. Besonders in meiner zweiten Woche wurden wir von über 35 Grad heimgesucht. Erleichterung verschafften nur Klimaanlage und – sofern es ging – eine Verlagerung der Aktivitäten in die Abendstunden, um nicht in der Sonne zu braten. Ständiges Schwitzen war an der Tagesordnung. Man könnte meinen, das sei normal und erwartbar im italienischen Sommer, aber weit gefehlt, denn Juni ist noch keine Hochsommerzeit. Die Temperaturen lagen rund 10 Grad über dem Durchschnitt, der für diese Zeit üblich ist, Bologna wurde Rekordhitze attestiert, eine Folge des fortschreitenden Klimawandels. Wie wird es sich in den nächsten Jahren, geschweige denn Jahrzehnten, damit leben? Eine Frage, die man kaum zu stellen wagt.

Begegnung mit einem Liedtext von Lucio Corsi in San Luca
„Sich in einer Großstadt allein zu fühlen, schmerzt mehr als in meiner Gegend…“

In Woche 2 stand endlich das Highlight an, das der Hauptanlass meiner Reise war: Das Konzert von Lucio Corsi im Sequoie Music Park. Über zwei Stunden Live-Musik bei bester Outdoor-Akustik. In bewährter Manier hat Lucio auf der Bühne alles gegeben, hat gesungen, Gitarre, Keyboard, Mundharmonika gespielt, sich in die Menge geworfen – und ich war stolz, dass ich mitsingen konnte.

Beweisfotos vom Konzert

Lucio ist Musiker mit Leib und Seele, einer, der nicht nur seine Fans in den Bann ziehen kann. Obwohl ich alleine da war, habe ich mich in guter Gesellschaft gefühlt. Meine Erfahrung habe ich hinterher im Chat des Fanclubs geteilt und die positive Resonanz hat mich glücklich gestimmt.

Mein Konzerterlebnis im Fanclub-Chat

Während meines Aufenthaltes konnte ich mich kaum von meinem Laster befreien, alles in Bologna mit Neapel zu vergleichen. Man möge es mir nachsehen. Im Sprachkurs haben wir die Pausen stets in einer Bar verbracht, in der ich mein bewährtes Kaffee- und Pistazien-Cornetto-Ritual fortführen konnte. Im Gegensatz zum neapolitanischen Cornetto al pistacchio war das bolognesische Cornetto kleiner, trockener, teurer. 1:0 für Neapel, aber immerhin ist die Creme-Füllung identisch. Nach wenigen Tagen war ich im Sprachkurs diejenige, deren Lieblingsort in Bologna Neapel ist – und ich hatte keine Einwände.

Cornetto al pistacchio

Der so offensichtliche Unterschied in der Stadtbildpflege zwischen Bologna und Neapel hat mich nachdenklich gestimmt. Bologna wirkt wie eine Vorzeigestadt, die Portici sind nahezu makellos gepflegt, an vielen Palazzi hängen Informationstafeln zu ihrer Historie. Überquellende Müllcontainer sind inexistent und das Stadtbild erfüllt alle Vorstellungen einer italienischen Stadt, die man mit dem Begriff malerisch in Verbindung bringen würde. Welch einen Unterschied es macht, wenn die Stadtverwaltung mit Geld ausgestattet ist und so funktioniert, dass sie ihren Bürgern zugute kommt.

Altstadt

Es war nicht schwer, in Bologna tatsächlich Neapel zu finden. Bologna ist eine Stadt der Zugezogenen, wie mir auch Paola, meine Gastgeberin erzählte. Unzählige Einwohner kommen usprünglich aus dem Süden und sind arbeitsbedingt geblieben. Auf dem BOtanique Festival habe ich zwei neapolitanische Bands kennengelernt, die ich vorher nur oberflächlich kannte: 99 Posse und La Maschera. Besonders letztere hat mich verzaubert und mir unerwarteterweise das schönste Konzert beschert. Nach Konzertende stimmten viele Fans die Hymne des SSC Neapel an, der vor kurzem zum vierten Mal die italienische Fußballmeisterschaft gewonnen hat. Ein besonderer Moment, der mich mit dem Gefühl erfüllt hat, dass Neapel wirklich überall ist. Im Übrigen kostet das Ticket für das BOtanique Festival nur 10 Euro und man kann damit über den ganzen Sommer Konzerte vieler verschiedener Bands besuchen. Eine tolle Entdeckung!

La Maschera

Hitzebedingt habe ich nicht in alle Museen besucht, die ich mir vorgenommen hatte, doch war mit meiner Auswahl letztlich zufrieden. Das Museum zur Stadtgeschichte im Palazzo Pepoli erzählt multimedial die wichtigsten Stationen von der Stadtgründung bis heute. Bologna war ursprünglich eine Siedlung der Etrusker. Im Mittelalter hatte die Stadt rund hundert Türme, die sich adlige Familien als Prestigeobjekte bauen ließen. Die meisten davon fielen nicht nur einer städtebaulichen Neuplanung zum Opfer, sondern auch zahlreichen Erdbeben. Bis heute gelten der Torre degli Asinelli und der Torre della Garisenda als Wahrzeichen der Stadt, sind aber wegen Einsturzgefahr nicht begehbar und werden aktuell abgesichert.

Garisenda und Asinelli

Ein kurioses Museum ist außerdem im Palazzo Poggi beheimatet, das zahlreiche wissenschaftliche Sammlungen umfasst, von historischen Karten und Schiffsmodellen, über alte handbemalte Bücher, …

Palazzo Poggi I

… präparierte Tiere, botanische Drucke, Modelle von Organen und menschlichen Körpern und vielem mehr.

Palazzo Poggi II

Bologna war voller Höhen und Tiefen, doch ich habe das Beste herausgeholt. In der Abendsonne hat sich die Altstadt von ihrer schönsten Seite gezeigt und die Bogengänge haben ihre ganze Magie entfaltet.

In der Abendsonne

Auf drei Konzerten konnte ich immerhin temporär meinen Traum verwirklichen, mein Leben auf Konzerten in Italien zu verbringen. Meine Unterkunft war eine gute Wahl und ich habe mich dort wie Zuhause gefühlt. Die klimawandelbedingte Hitze und die Nord-Süd-Unterschiede, die mir zwischen Bologna und Neapel aufgefallen sind, werden mich auch weiterhin gedanklich beschäftigen. Aus meiner durchwachsenen Sprachschulerfahrung nehme ich mit, dass ich mich weniger unterschätzen sollte und bestimmter auftreten darf. Ich kann viel mehr, als ich mir oft zutraue, und vor allem habe ich mir (wieder) gezeigt, dass ich mit mir selbst eine gute Zeit verbringen kann. Ciao Bolo!

Im Land der ewigen Sommersonne

Auf in den Norden! Zwölf Tage war ich mit meinem Bruder im Südwesten von Norwegen unterwegs. Wir wollten dorthin, wo die Landschaft von den Fjorden geprägt ist, raus in die Natur, aber noch in der Nähe der Stadt Bergen. Gelandet sind wir in Norheimsund, einem 4500-Seelen-Dorf, einem der bedeutendsten Orte am Hardangerfjord. In Norwegen sind die Dimensionen anders: wenig Menschen und beeindruckende Natur soweit das Auge reicht.

Erster Blick von unserer Terrasse: Hei, Norheimsund!

Unsere Unterkunft liegt gut versteckt auf dem Berg, natürlich inklusive einer schmalen Zufahrtsstraße in Serpentinen, die wir, egal ob per Mietauto oder zu Fuß, immer unter den neugierigen Blicken der Schafe passieren, die hier auf den saftigen, von Bächen durchzogenen Wiesen am Straßenrand weiden.

Am Steinsdalsfossen mit Blick Richtung Norheimsund – und einem kleinen Stückchen Regenbogen.

Unten am Beginn unserer Straße liegt der Steinsdalsfossen, einer der meistbesuchten Wasserfälle Norwegens. Er sieht nicht nur malerisch aus; auf einem kleinen Weg kann man unter dem Wasserfall hindurchgehen, ohne nass zu werden. Unter oder direkt vor den mächtigen Wassermassen zu stehen, die in die Tiefe fallen, fühlt sich unglaublich erfrischend an. Die kalte, tröpfchengeladene Luft auf der Haut zu spüren, hat etwas befreiendes.

Velkommen til Omastranda!

Zu Beginn unserer Reise ist das Wetter vielversprechend und beschert uns ein paar warme Sonnentage mit klarer Sicht. Wir erkunden die Umgebung auf vier Rädern und, wann immer mein Bruder eine geeignete Wanderroute ausfindig macht, zu Fuß. Sich in Norwegen in die Natur zu verlieben, ist wirklich unvermeidbar: An allen Berghängen sprudelt es, Wasserfälle tropfen in Rinnsalen vom Fels oder mit tosenden Massen ins Tal, werden zu reißenden Flüssen, die in den Fjord münden. Das Meerwasser des Fjords ist türkis wie im Süden, doch im Hintergrund thronen die Berge, bedeckt von Schneeflecken, denen die Sonne im Juni (noch) nichts anhaben kann.

Entlang unserer Erkundungstouren am Ufer des atemberaubenden Hardangerfjords kommen wir in das Mini-Dorf Oma – auf Norwegisch wahrscheinlich ein völlig unauffälliger Name. Direkt vor der Küste liegt die malerische kleine Insel Omaholmen.

Die Straßen wurden der Landschaft angepasst, nicht umgekehrt. Regelmäßig passieren wir Tunnel und Straßenabschnitte, die so eng werden, dass nur vorausschauendes Fahren und Anhalten bei Gegenverkehr möglich ist. Aber dafür ist Zeit. Im Sommer sowieso genügend für alles, denn es fühlt sich an, als würden die Tage nie enden. Die Sonne geht gegen elf Uhr abends irgendwo hinter den Bergen unter; selbst danach wird es nur leicht duster, nie tiefdunkel. Die Nacht, die den Winter unerbittlich beherrscht, macht im Sommer in großen Teilen des Landes einen ausgedehnten Urlaub.

Ein Regentag am Hardangerfjord…

In Norwegen lässt es sich besser atmen. Die Luft ist merklich frischer. Doch die Nähe zur Küste macht das Wetter in unserer Gegend unberechenbar. In diesen Genuss kommen wir einige Tage später, als der Sommer plötzlich beschließt aufzuhören und Berge und Fjord in geheimnisvollen Wolkennebel hüllt. Abwechselnd besuchen uns Niesel- und Starkregen, zwischendurch hellt der Himmel kurz auf, um einer neuen Regenwolkenfront Platz zu machen. Danach scheint die Landschaft zu dampfen und die Luft ist schwül.

…und noch ein Regentag, denn das Wetter möchte möglichst authentisch sein.

An einem dieser verregneten Tage fahren wir raus aus dem Gebirge zum offenen Meer. Die Fahrt geht über Bergen (die Stadt) und dann ein großes Stück nach Norden über viele kleine Inseln mit vielen runden Brücken. Die Landschaft ist hier noch sehr felsig, aber viel schroffer und rauer. Auf unserem Weg kommen wir immer wieder durch Ein-paar-Seelen-Dörfer.

Das offene Meer bei Hellesøy…

Neben einer Kirche führt hinter einem Weidengatter ein unscheinbarer Weg, der mehr oder weniger mit Steinen markiert ist, über die schroffe Landschaft in Richtung Meer. Wir hüpfen von Stein zu Stein, der Weg ist vom Regen – und allerlei Ziegenkot – stark in Mitleidenschaft gezogen. Am Meer angekommen, eröffnet sich vor uns ein felsiges, wildschönes Panorama. An einer größeren Stelle, wo die Felsen ein wenig flacher ins Meer führen, haben einige Besucher vor uns kleine Steintürme errichtet, die unbeeindruckt in den Himmel ragen und lautlos sagen: Ich war hier und bleibe.

…und ein Teil des Wanderpfades dorthin.

Unterwegs mit dem Auto fragt mein Bruder oft alle paar Kilometer: „Willst du hier mal anhalten und ein Foto machen?“ Denn die Natur ist hinter jedem Berg von Neuem beeindruckend. Ich entdecke alle möglichen Wasserfälle, will sie alle einfangen, doch die Bilder werden ihnen nie ganz gerecht, denn die Weite des Fjordes, die Höhe der Berge, die Kühle der Luft, den Geruch des Regens, den Strom des Wassers, die Tiefe des Meeres und der Wälder, die Stille der Seen, die spürt man nur vor Ort.

Bergsee bei Jondal.

Trotz der nicht enden wollenden Wolkendecke und des häufigen Regens in unserer zweiten Urlaubshälfte, sind wir so gut wie jeden Tag draußen unterwegs, erhaschen lokale Regenpausen, ziehen uns herbstlich an, laufen auch bei Wind und Niesel durch die Landschaft.

Wilde Natur am Wanderweg in einer Ferienhaussiedlung.

Einen Tag lang geht’s in die Stadt Bergen. Der Himmel ist wolkenverhangen, aber hält durch – in der regenreichsten Stadt Europas ist das ein Glücksfall. Mit seinen knapp 287.000 Einwohnern ist Bergen die zweitgrößte Stadt Norwegens und kulturell ganz schön bedeutend. Da zeitgleich zu unserem Stadtrundgang auch der CSD stattfindet (sogar die Busse fahren mit kleinen Regenbogen-Flaggen auf ihren Dächern!) ist die Innenstadt drängend voll. Wir verschaffen uns einen Überblick vom Hafen und den berühmten bunten Bryggen-Häusern. Dann kaufen wir ein One-Way-Ticket für die Standseilbahn, die auf den Fløyberg hinaufführt – einen der sieben Bergener Berge, die die Stadt umgeben. Hier oben haben wir nicht nur eine wunderbare Aussicht auf das komplette Stadtpanorama, sondern nutzen auch ein paar der kleinen Wanderrouten, die auf dem Berg verlaufen. Anschließend wandern wir bergab, immer mit Blick auf die Stadt, die uns langsam näherkommt.

Die Fløybanen kriecht auf den Fløyfjell hinauf.

Wieder bei uns in Norheimsund entdecke ich an der Hauptstraße, die vor unserem Wasserfall verläuft, eine alte, hübsch hergerichtete Telefonzelle. Außen erklärt ein Plakat: Ta en bok, gi en bok – Nimm ein Buch, gib ein Buch. Ich trete ein. Das alte Telefon ist noch immer erhalten und museumswert gepflegt. Daneben erstreckt sich von oben nach unten ein Regal mit mehreren Bücher-Reihen. Alle auf Norwegisch. Ich nehme eines der Bücher in die Hand, den Drageløperen von Khaled Hosseini.

Büchertausch-Telefonzelle mit dem Steinsdalsfossen im Hintergrund

Ich blättere einmal kurz durch und diese Sprache, die dem Deutschen so seltsam ähnlich und doch so fremd ist, springt mir entgegen. All diese Wörter mit ihren eigensinnigen nordischen å, ø und æ üben eine ungeahnte Anziehungskraft aus. Darf ich dieses Buch mitnehmen? Ich habe keins zum Tauschen dabei und obwohl ich meistens nicht abergläubisch bin, wage ich es nicht es mitzunehmen, ohne dafür ein anderes in die Lücke zu stellen, die es hinterlassen würde.

Ha det bra, Norge!

Wie es am Ende so vieler Urlaube der Fall ist, haben wir von Norwegen einen Eindruck bekommen, der Lust auf mehr macht. Für mich war es das perfekte Ziel für die erste Auslandsreise nach langer Zeit. Norwegen ist ein Land, in das es sich lohnt, immer wieder zurückzukehren – ein Fleck Erde, an dem alle weltlichen Normen und Alltagssorgen verblassen, weil die Natur so schön ist, dass ich wünschte, sie immer um mich zu haben, um mehr bei mir zu sein.

Du kan reise så langt du vil,
Du kannst reisen so weit du willst,
du kan velge en egen vei
du kannst einen eigenen Weg wählen
gjennom skog, over hav og fjell.
durch Wälder, über Meere und Berge.

Når verden er for stor
Wenn die Welt zu groß ist
og stien er alt for bratt
und der Pfad viel zu steil,
kan du vende blikket mot Nord.
kannst du den Blick gen Norden richten.

Stjernestøv [Aurora]

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén